Auch im schwierigen Corona-Jahr 2020 haben sich BUND und NABU-Bezirksverband Donau-Bodensee wieder mit Aktionen gegen die geplante Massenzucht von Felchen am Bodensee eingesetzt. Denn die Idee künstlich angelegter Aquakulturen sind weder für die Natur noch für die Fischer eine Lösung.
Während die vom NABU- und BUND-Organisationsteam "keine Netzgehege und keine Versuchsanlage am Bodensee" geplante Kundgebung im April wegen Corona leider ausfallen musste, fanden im Oktober eine Pressekonferenz und eine "Demo" mit Schiffskorso im Konstanzer Trichter statt. Beteiligt waren sowohl Berufsfischer und Angelfischer wie auch Segel- und Sportboote.
Denn Aquakultur in Netzkäfigen ist nach unserer Ansicht im NABU und BUND keine Lösung für den Bodensee und die Probleme der Berufsfischer - zudem lehnen wir jegliche Form der Massentierhaltung grundsätzlich ab, wie auch Thomas Körner und Dr. Antje Boll als Verbandsvertereter bei der Pressekonferenz im Oktober 2020 betonten.
Die wichtigsten Argumente gegen die Aquakulturen: Bei den freien Netzgehegen kann es zu massivem Eintrag von Futtermitteln, Pestiziden, Antibiotika und Fischkot ins Gewässer kommen. Durch domestizierte Besatzfische können Fischkrankheiten und Parasiten eingeschleppt werden, die die Wildpopulationen schädigen. Zudem würde durch die Zulassung von Netzkäfigen im Bodensee das Trinkwasser für über 5 Mio. Menschen gefährdet - und obendrein ein Präzedenzfall geschaffen, der es Großkonzernen der Fischindustrie ermöglichen würde, weitere Anträge in diese Richtung genehmigen zu lassen. Dies ginge vor allem auch zu Lasten eines bedeutenden FFH- und Vogelschutzgebietes am Überlinger See.
Mehr dazu lesen Sie in der Presseinfo von BUND und NABU vom 10. Oktober 2020 (siehe Download unten)
Auf seiner Delegiertenversammlung in Überlingen hat der NABU-Bezirksverband Donau-Bodensee die Felchenzucht im Bodensee in sogenannten Aqua-Kulturen klar abgelehnt. Dieser Intensivierung der Fischzucht wird eine klare Absage erteilt. Eine solche Massentierhaltung auf engem Raum, vor allem in einem Trinkwasserspeicher für Millionen von Bürgern bringt - wie auch in der Landwirtschaft- dieselben Probleme mit sich: Intensive Zufütterung, große Mengen von Ausscheidungen auf engstem Raum, allgegenwärtige Gefahr der Krankheitsübertragung und den sicher unvermeidlichen Einsatz von Antibiotika, auch wenn das jetzt noch in Frage gestellt wird. Diese Gefahren erhalten zur Zeit ihre besondere Brisanz, da es nicht von der Hand zu weisen ist, dass die momentane Vogelgrippe über Abwässer von Geflügelmastbetrieben (internationale Handelsbeziehungen) auf Wildvögel übertragen wird.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie es mit der Ökobilanz aussieht, wenn man Felchen aus anderen europäischen Gewässern bezieht oder das zugekaufte (Soja-) Futter an den Bodensee transportiert. Jedenfalls können sich die Fische in den Zuchtanlagen nicht auf natürliche Weise ernähren!
Wir appellieren an alle Behörden, und Verbände, die mit diesem Thema beschäftigt sein werden dies auch strikt abzulehnen, zumal aus dem Premiumprodukt Felchen ganz schnell ein Fisch aus Massentierhaltung werden kann, was werbewirksam sicher nicht die Absicht sein kann.
NABU-Bezirksverband Donau-Bodensee
Bezirksgeschäftsstelle
Hartmut Walter
1. Vorsitzender
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Geschäftsführer
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