Immer wieder beschäftigen den NABU Überlingen regionale umweltpolitische Themen. Meist handelt es sich um Bauvorhaben, wie etwa die Erschließung neuer Gewerbegebiete oder andere
Bebauungspläne, welche die Umwelt beeinträchtigen, den Artenschutz außer Acht lassen oder die Artenvielfalt und das Klima direkt bedrohen.
Ob der NABU dazu dann eine Stellungnahme abgibt und Einfluss zu nehmen versucht, wird in der Regel nach Prüfung des jeweiligen Vorhabens und Diskussionen mit den aktiven Mitgliedern oder auch unter Einbeziehung des NABU Bezirks- oder Landesverbandes entschieden. In manchen Fällen sind die Bauplaner auch verpflichtet, die Umweltverbände einzubeziehen und ausführliche Umweltgutachten erstellen zu lassen.
Zuletzt haben NABU und BUND Stellungnahmen zu den Bebauungsplänen des Landschaftsparks St. Leonhard und des Schlossparks Rauenstein abgegeben. Mehr dazu finden Sie unten auf dieser Seite.
NABU und BUND lehnen die Bebauungspläne für das Gebiet Landschaftspark St. Leonhard (alias "Rauenstein Ost", nicht verwechseln mit Schlosspark Rauenstein) ab und haben dazu bereits 2023 eine Stellungnahme bei der Stadt eingereicht. Denn es geht um die Existenz einer der blütenreichsten Wiesen und letzten Refugien für zahlreiche Pflanzen, Insekten- und Tierarten in Überlingen.
Die Stellungnahme von BUND und NABU sowie weitere Infos zum Landschaftspark finden Sie hier als PDFs zum Download.
Im Mai 2024 hat sich überdies eine Bürgerinitiative gegründet, die einen weiteren Versuch startet, den Park vor der geplanten Bebauung zu schützen. Ihre Broschüre zur Geschichte des Landschaftsparks, mit Daten und Fakten zu den Bebauungsplänen und Infos zu alternativen Lösungen finden Sie ebenfalls zum Download direkt hier drunter.
Hier ein paar Links zu Beiträgen im Südkurier, der immer wieder über die Bebauungspläne sowie Initiativen zur Rettung von St. Leonhard berichtet hat:
- Proteste gegen die Bebauung, Artikel vom 27. Januar 2023
- Aktionen der Bürgerinitiative und Stellungnahmen von NABU und BUND, Bericht vom 4. Juni 2024
- Die Bedeutung der Flächen für den Artenschutz, Bericht vom 9. August 2024
- Neue Aufstellung Bebauungsplan Rauenstein Ost, 23. Mai 2025
- Die Sorge der Hotel- und Klinikchefs über die Bebauung von St. Leonhard , Artikel vom 27. Mai 2025
- Knappe Mehrheit im Gemeinderat für Bebauung von Rauenstein Ost, Bericht 29. Mai 2025
- Bürgermeinungen zu Rauenstein in der Bürgerfragestunde, Artikel vom 29. Mai 2025
- Die Unterschriftensammlung nimmt Fahrt auf, Artikel vom 4. Juli 2025
Grünland unter Schutz:
Gutachten bestätigt hohe ökologische Bedeutung der Überlinger St.-Leonard-Wiese
Ein aktuelles naturschutzfachliches Gutachten* bestätigt: Die Wiesenfläche unterhalb des Hotels St. Leonhard in Überlingen ist ein gesetzlich geschützter Lebensraum mit hoher ökologischer Wertigkeit. Die Untersuchung bezieht sich auf eine Teilfläche im Geltungsbereich des geplanten Bebauungsplans „Rauensteinstr. Ost“. Sie gehört zum Landschaftspark St. Leonhard.
Ergebnis: FFH-Lebensraumtyp mit Schutzstatus
Die Kartierungen, die zwischen Oktober 2024 und Mai 2025 stattfanden, zeigen eindeutig: Es handelt sich um eine sogenannte „Magere Flachland-Mähwiese“ (FFH-Lebensraumtyp 6510) gemäß § 30 Bundesnaturschutzgesetz. Die Fläche weist einen Erhaltungszustand der Stufe B mit Tendenz zu A auf – ein Indikator für hohe Artenvielfalt und naturnahe Vegetationsstruktur.
Insgesamt wurden 36 Wiesenarten dokumentiert, darunter 11 typische Arten des FFH-Lebensraumtyps wie die Wiesen-Flockenblume, die Margerite und der Hornklee. Besonders hervorzuheben ist das nahezu vollständige Fehlen von Störungszeigern sowie das Vorkommen von Magerkeitszeigern wie das Acker-Hornkraut.
Verbot von Eingriffen – Bedeutung für die Stadtplanung
Ein Eingriff in diesen Lebensraum ist ohne ausdrückliche Befreiung durch die Naturschutzbehörde unzulässig. Eine solche Befreiung kann laut § 30 Abs. 3 BNatSchG nur dann erteilt werden, wenn der Eingriff vollständig ausgleichbar ist – was bei artenreichem Grünland kaum möglich ist. Die Wiederherstellung solcher Flächen auf anderen Standorten ist äußerst langwierig und oft nicht realisierbar.
Das Gutachten verweist zudem auf ein aktuelles Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 14.11.2024, das Deutschland zu verstärktem Schutz von FFH-Mähwiesen verpflichtet. Die Vernachlässigung geeigneter Schutzmaßnahmen wurde dort als strukturelles Versäumnis gewertet.
Empfehlung: Schutz statt Bebauung
Die Gutachter empfehlen, die gesamte Wiese unterhalb von St. Leonhard in die kommunale Biodiversitätsstrategie einzubeziehen. Eine Nutzung im Rahmen von Ausgleichs- oder Ökokonto-Maßnahmen könnte nicht nur zur Kompensation anderer Eingriffe dienen, sondern auch die Naherholungsfunktion der Fläche stärken.
Fazit
Die Überlinger St. Leonard-Wiese ist ein ökologisches Juwel mit hoher naturschutzfachlicher Bedeutung. Die Stadt Überlingen steht vor der Aufgabe, diese Qualität zu bewahren und in ihre Planungen zu integrieren – im Sinne des Natur- und Artenschutzes, aber auch als Beitrag zur Lebensqualität und nachhaltigen Stadtentwicklung.
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* Naturschutzfachliche Beurteilung des überplanten Grünlandes, 2025, Ulrich Bielefeld Landschaftsarchitekt, Naturschutzbeauftragter Bodenseekreis 2022-2024
Das hier gezeigte Faltblatt (Ausschnitt einer Seite) ist aufgebaut wie eine Erlebnis-Wanderkarte und stammt aus der Projektphase des Landschaftsparks St. Leonhard 2001/2002. Es besitzt jedoch bis heute Gültigkeit, die PDFs dazu können Sie unten herunterladen..
NABU und BUND stellen sich gegen die Bebauungspläne der Stadt Überlingen am Rauensteinpark südlich der Rauensteinstraße und kritisieren insbesondere das angestrebte vereinfachte Verfahren ohne weitere artenschutzrechtliche Prüfungen und Gutachten sowie zu starke Eingriffe ohne klares Ausgleichskonzept.
Die Details dazu finden Sie zusammengefasst in unserer Presseinformation und ausführlich in der Stellungnahme, beidese hier als PDF zum Download.
Unter dem Titel "B31 im Dialog" beteiligen sich BUND und NABU an der Planung der B31 von Meersburg bis Friedrichshafen.
Weitere Infos finden Sie hier unter:
http://b31.verkehr-bodenseerau
Seit dem Jahr 2013 beschäftigt sich die NABU Gruppe Überlingen mit der Entstehung des Landesgartenschaugeländes in Überlingen. Hier finden Sie unsere bisher öffentlichen Stellungnahmen und Beteiligungen und eine unkommentierte Fotogalerie
Der NABU-Bezirksverband Donau-Bodensee engagiert sich gegen die Pläne, am Bodensee Massenzuchtstationen für Felchen einzurichten. Auch 2020 war er aktiv ->